Shadows Lead the Way

Schatten weisen den Weg

Text von Travis Weller

Fotos von Drew Smith


die Fundsachensammlung

ein gemeinsames Abenteuer von Ciele Athletics x RUN AMOK


Sie fanden sich in Tahiti wieder, tief im Dschungel, und hatten kaum eine Ahnung, wo sie sein könnten oder wohin sie gehen sollten. Völlig verloren auf einem langen Lauf, nur mit dem Nötigsten und ein paar Freunden ausgestattet.


Wenn die Nacht im Dschungel hereinbricht, ist es die Art von Dunkelheit, in die man versinkt. Es ist wie ein Reizentzugstank, gefüllt mit einem Gewirr von Pflanzen, das man gedanklich durchschreiten muss. Als das Tageslicht hinter den Überresten des zerteilten Schildvulkans verschwand, wich unsere Wanderung auf den steilen, glühend heißen Hängen zwischen Mount Mou'aroa und Mount Tohi'e'a von einem beherzten Huschen entlang des messerscharfen Grates zu einem taktilen Schleichen zwischen Wurzeln und Wedeln.

Mit großen Augen verließen wir die Fähre von Tahiti nach Moorea und genossen die unendliche Schönheit der Insel mit ihren hoch aufragenden Türmen aus magmatischem Gestein, die von einer grünen Decke bedeckt waren. Als Gäste in diesem lebendigen Mā'ohi-Land wollten wir unsere Schuhe schnüren und sehen, wohin uns der Weg führt. Es wäre die perfekte Kulisse, um abzuschalten, abzuschalten und einfach mal reinzuschauen.

Wir rollten uns aus unseren Betten, begleitet vom Gesang der Hähne und Singvögel, und der Himmel zeigte gerade seine ersten Farbtupfer. Schnell packten wir unsere Rucksäcke mit dem Nötigsten voll und machten uns mit der aufgehenden Sonne auf den Weg. Die ersten Kilometer verschafften uns eine kurze Erholung von der sengenden Hitze, die uns bald für den Rest des Tages begleiten sollte. Entlang der Küstenstraße stellten Einheimische Stände auf, um Obst von ihren üppigen Bäumen zu verkaufen. Wir hielten an einem kleinen Stand im Schatten eines mächtigen Mangobaums an, um uns zu stärken. Wir verständigten uns durch Handzeichen, Lächeln und Lachen und kauften schließlich ein paar Bananen, Avocados und Mangos für den Tag, aber nicht bevor unsere Bäuche von den freundlichsten Seelen großzügig gefüllt wurden. Erfrischt dankten wir und machten uns auf den Weg von der Küste hinauf zu den hoch aufragenden Gipfeln.

Als wir den Dschungel betraten, wurden wir von steilen Pfaden begrüßt, die sich durch ein dichtes grünes Labyrinth schlängelten. Das Laufen in dieser Umgebung erfordert eine tiefere körperliche und geistige Verbindung mit dem Land, der wir mit Respekt und Dankbarkeit begegnen müssen. Der Dschungel ist nicht dafür gemacht, schnell durchquert zu werden. Er ist wie ein langsamer Tanz mit der Natur, und wenn die Energien des Wanderers und der Natur im Einklang sind, verdient er stehende Ovationen. Wir wanderten weiter himmelwärts über kaskadenartige Bäche und durch umgestürzte Bäume, während wir uns in einem Blätterdach dichter, ruhender Luft befanden. Als wir uns dem Sattel zwischen den beiden scharfen Gipfeln näherten, bot sich uns für einen Moment der freie Blick auf das üppige Ōpūnohu-Tal, das nach Norden zum Berg Rotui führt. Weiter oben löste sich der Pfad unter unseren nassen Füßen auf, als wir über und unter den letzten Barrieren des Labyrinths hindurchkrochen. Als wir die senkrechten Gipfelwände des Berges Tohi'e'a erreichten, wurde uns klar, dass unser Aufstieg zu Ende war. Es gibt nur sehr wenige Informationen über Gipfelrouten, und es war klar, warum. Mit dem Willen weiterzugehen und dem Bewusstsein abzusteigen, erkannten wir den Berg und machten uns auf den Weg nach unten.

Mit dem schwindenden Tageslicht begann der Dschungel seine dämmrige Verwandlung. Nachtschwärmer tauchen auf und schmücken den dichten Morast aus Wurzeln, Wedeln und Felsen. Sobald alle Schatten verschwinden, ist die räumliche Wahrnehmung nutzlos. Unser Rhythmus mit dem Berg verlangsamt sich zu einem Tempo, das für poetische Tänze reserviert ist. Die Energie des Dschungels wird mit jeder Minute kraftvoller und elektrisiert unsere Sinne. Ich spüre einen kalten Schauer durch meinen Körper strömen und die Haare auf meinen Armen stellen sich auf. Vielleicht ist es Angst, die in meine Psyche eindringt, oder ein unsichtbarer Schatten, der durch sie hindurchgeht. Erschöpft von den Stunden, die wir in diesem komplexen Ökosystem verbracht haben, leuchten unsere Stirnlampen hastig in den mystischen Wald und suchen nach einem Ausgang. Schließlich finden wir den Weg zurück zum Ausgangspunkt unseres Abenteuers, und während wir den letzten unserer Hinanos ausstoßen, überkommt mich die gleiche Kälte des Dschungels erneut, und dieses Mal bin ich mir sicher, dass sie nicht von Angst herrührt. In diesem Moment wurde klar, dass diese Reise keinem erkennbaren Pfad folgen sollte, sondern vielmehr ein Omen war, bei dem man geduldig den Schatten den Weg weisen ließ.