Foreign Lines Above The Skyline

Ausländische Linien über der Skyline

Von Beau Flemister

Nach einem Klippensprung wandert die Sonne träge dem Nachmittagshorizont entgegen. Eine besonders wunderschöne Insel – Tai Chau, um genau zu sein – winkt uns zu und lädt unser Boot zu einem sicheren Hafen ein. Elvis und ich schnappen uns Surfbretter, paddeln zum Ufer und erkunden das Gelände und die Mücken-, Sandfliegen- und Schlangensituation. Drew, Jerry und Dylan fahren mit dem Boot herüber, um die Kletterszene zu erkunden. Der Strand ist definitiv zum Campen geeignet, also folgen wir beide einem der Sandpfade zu einem Gipfel mit einem buddhistischen Schrein. Während wir hinaufwandern, ist die verlassene Insel unheimlich still, wie ein Gastgeber auf einer Party, der ein seltsames Geheimnis hütet. Dieser Ort, obwohl nur wenige Kilometer von Hongkong entfernt, fühlt sich weit weg, wenn nicht gar magisch an.


Wir erreichen den Gipfel und folgen dem Pfad weiter zum Ende der Klippe. Unterwegs umringt uns ein Schwarm riesiger Libellen, die neugierig wie Anstandsdamen über unseren Köpfen kreisen. Es müssen Hunderte sein, und wir setzen uns hin, um diesen seltsamen Anblick zu bestaunen und ihrem Summen zu lauschen. Nach etwa einer Minute Schweigen unterbreche ich das Schweigen und frage: „Was glaubst du, wie oft pro Sekunde eine Libelle mit den Flügeln schlägt?“

Ein steinerner Gedanke, sicher, aber Elvis lächelt, während er die kleinen Drachen beobachtet, und sagt: „Das ist so ziemlich der reinste Gedanke, den jemand in diesem Moment haben kann.“

Wir hören den Motor des Bootes herankommen und zeigen auf eine einladende Felswand 60 Meter unter uns, unter dem Torbogen. Drew kommt der Aufforderung nach und wählt eine umgekehrte Linie über einen tiefen Wasserkanal, der die Insel in zwei Hälften teilt. Er schafft es etwa 12 Meter hoch (mit der Seite nach unten) und platscht lächelnd ins Südchinesische Meer. Tatsächlich hat auch Drew die Verbindung getrennt.

Und doch. Durchnässt kehrt er zur Felswand zurück, wählt eine neue Linie und erklimmt behände und mit scheinbar unmenschlicher Geschicklichkeit die Wand. Nicht, dass uns das überraschen sollte. Dieser vagabundierende Fotojournalist hat in der chilenischen Patagonien Gipfel bestiegen, die noch nie ein Mensch bestiegen hat, und buchstäblich Routen eingeweiht, die er selbst geschaffen hat. Nur wenige Tage zuvor hatten wir diesen Vagabunden gesehen, wie er außerhalb des Geschäftsviertels so hohe Felswände erklomm, dass er wie ein lächelnder Halbgott auf die Wolkenkratzer hinabblickte. Vielleicht ist Klettern, Streben und der Blick nach oben zu den Sternen doch die menschlichste aller Eigenschaften. Tempel und Türme bauen, die die Wolken durchbohren. Höher gen Himmel streben. Sich prekär am Leben festklammern und beim Klettern jeden Muskel unseres Seins anspannen.

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